Konzert im Jubiläumsjahr
Obrigheim rockt mit Sing a Song
Schon der Konzerttitel aus dem Jukebox-Musical von Ben Elton und Queen
verriet, wohin die Reise gehen sollte. Zugegeben eine recht
anspruchsvolle Sache für einen Chor, der mehrheitlich aus Laien besteht.
Doch der Mensch wächst bekanntlich mit seinen Aufgaben. Und am Schluss
wirkten die Sängerinnen und Sänger sowie die Musiker des
Holger-Weitz-Trios allesamt äußerst entspannt. Kein Wunder, denn auch
das Publikum in der ausverkauften Neckarhalle in Obrigheim, immerhin
fast 1.200 Personen, war begeistert. Vor der Pause dominierten deutsche
und österreichische Popgruppen. Wie könnte es anders sein, zündete der
Chor mit "Winds of Change" von den Scorpions nicht nur ein wahres
Stimmenfeuerwerk, sondern zur "Wendehymne von 1989" auch seine
Taschenlampen an. Für das richtige Feeling sorgte außerdem Martin
Stumpfs zusammengestellte Präsentation mit Foto-Highlights aus diesen
Tagen. Die Bilder vom Mauerfall in Berlin zogen den Blick der Zuschauer
an, jedoch ohne von der Musik abzulenken. Nach dem einzigen
A-Cappella-Lied "Ich bin ich" von Rosenstolz folgten zarte Töne der
Liebe mit "Weit, weit weg" von Hubert von Goisern. Dieter Roeder,
Tenorsänger mit österreichischen Wurzeln, ist wahrscheinlich der Einzige
der 70 Aktiven, der den Festzeltklassiker "Fürstenfeld" von STS
akzentfrei auf die Bühne bringen kann. Zusätzlich unterstützt vom
Tubabläser Joachim Häfner gelang ihm das ganz vortrefflich. Mit "Rocking
all over the world" von Status Quo und "Mighty Quinn" von Manfred Mann
war man dann wieder in der angelsächsischen Heimat des Rock. Zurück in
die Realität holte einen allerdings die offizielle Verabschiedung von
Chorleiter Karlfried Olbert, der zehn Jahre die Geschicke des Chores
geleitet hatte und maßgeblich an seiner Gründung beteiligt war. Fünf
Highlights aus der Olbert-Ara boten dafür den richtigen Rahmen.
Zwei Titel von Grease eröffneten die zweite Halbzeit. Drei Solostücke
gingen alleine auf das Konto der Familie Knörzer. Zuerst trat Tochter
Verena von Naumann mit "Ich gehör nur mir" aus dem Musical "Elisabeth"
auf die Bühne. Als sie im Duett "Nie geseh'n" aus "Tanz der Vampire"
ihren Vater Hans Knörzer gar "als
jungen Mann" besang, konnten sich die Zuhörer eines Schmunzelns
nicht erwehren. Markus Mittmesser glänzte solistisch mit "Lord of the
Dance". Beim Instrumentalstück "Mission impossibile" konnte das
Holger-Weitz-Trio, das am Konzertabend eigentlich ein Quartett war, mit
dem Gitarristen Holger Weitz, dem Schlagzeuger Peter Sauter, dem
Bassgitarristen Karl Schramm und Keyboarder Werner Freiberger, sämtliche
Klangregister ziehen. Wiewohl einige Basssänger auch außergewöhnliche
Mittel der Klangerzeugung einsetzten - beispielsweise das rhythmische
Trommeln auf Plastikfässer oder passend zu "Summer Nights" sogar den
Sound echter Motorräder, die kurz über den Turnhallenboden rollen
durften. "Rhythm of Life" aus "Sweet Charity" war nicht nur ein
akustischer Knaller, sondern auch ein optischer Hingucker. Hier wie auch
in allen anderen Stücken hatte Leslie Singer-Huber die Choreographie
geliefert und einstudiert - auch die Steppeinlage mit Elke Roos. Das
Konzert neigte sich fast dem Ende zu und
schwang
sich dennoch zu einem absoluten Höhepunkt auf. Denn wer kennt sie nicht,
die Klassiker und Ohrwürmer von Queen, die eine ganze Generation prägten
und begeisterten. Und wer wollte nicht singen können wie Freddy Mercury
oder Gitarre spielen wie Brian May. Auch in der Neckarhalle verfehlten "Bohemian
Rhapsody" und "We are the Champions" ihre Wirkung nicht und ließen den
Funken überspringen. Erst nach drei Zugaben und lang anhaltendem Beifall
ließ man den Chor und die Musiker von der Bühne.
Artikel im Stadtanzeiger 16/2009
Artikel in der Rhein-Neckar-Zeitung - 08.April 2009